TEDOM hat sich dem offenen Brief an die Europäische Kommission angeschlossen

Auf seiner Jahreskonferenz am 11. und 12. Oktober 2022 in Leuven, Belgien, hat der europäische Verband zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung COGEN Europe einen offenen Brief an die Europäische Kommission gerichtet, der von 46 CEOs und Führungskräften der gesamten Energiekette unterzeichnet wurde. In dem Schreiben wird dazu aufgerufen, der effizienten Strom- und Wärmeerzeugung als Teil eines lokal integrierten und diversifizierten Energiesystems Vorrang einzuräumen. Der CEO von TEDOM, Vladimír Hlavinka, unterzeichnete das Schreiben ebenfalls.
TEDOM hat sich dem offenen Brief an die Europäische Kommission angeschlossen

Die Energie- und Klimakrise, mit der Europa konfrontiert ist, erfordert die rasche und breite Einführung aller sauberen Energietechnologien, um die Ziele des europäischen Green Deal und des Programms REPowerEU zu erreichen. Auf Europas Weg zur Dekarbonisierung ist die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) eine der Lösungen, um sicherzustellen, dass Bürger, Unternehmen und Industrie heute und in Zukunft Zugang zu sauberer, bezahlbarer und effizienter Energie haben.

Um die Ziele von REPowerEU und Green Deal zu erreichen, fordern die Generaldirektoren und die Branchenführer die politischen Entscheidungsträger auf, konkrete Maßnahmen zu ergreifen:

1. Anwendung des Grundsatzes „Energieeffizienz zuerst“,
2. Ermöglichung des Aufbaus widerstandsfähiger und lokal integrierter Energiesysteme,
3. Förderung wettbewerbsfähiger, sicherer und sauberer Energie für die Industrie.

„In einer Zeit, in der Europa mit einer noch nie dagewesenen Krise konfrontiert ist, kommt der KWK-Sektor zusammen, um seinen Ehrgeiz und seine Solidarität unter Beweis zu stellen“, sagte Marco Pezzaglia, CEO der Gesellschaft Gruppo Professionale Energia und Vorsitzender von COGEN Europe. „“Der Energieeffizienz muss jetzt und langfristig Vorrang eingeräumt werden und gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass Bürger, Unternehmen und Industrie Zugang zu zuverlässiger, erschwinglicher und sauberer Energie haben.“

„Mit diesem offenen Brief zeigen die CEOs und Industrieverbände ihr Engagement für die Ziele von REPowerEU  und Green Deal und fordern die Staats- und Regierungschefs der EU auf, ihre Ambitionen für Energieeffizienz als Teil integrierter Energiesysteme auf lokaler Ebene zu erhöhen“, fügte Herr Pezzaglia hinzu.

Cristian Bușoi, Vorsitzender des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie des Europäischen Parlaments, sprach ebenfalls auf der COGEN-Europe-Konferenz. „Jetzt ist es wichtiger denn je, keine Energie mehr zu verschwenden, unseren Bedarf zu senken, aber auch Energie so effizient wie möglich zu erzeugen“, sagte er. „Deshalb begrüße ich den heutigen Aufruf von COGEN Europe, der effizienten Strom- und Wärmeerzeugung Vorrang einzuräumen.“

Die Kraft-Wärme-Kopplung liefert bereits 12 % des Stroms und 16 % der Wärme, die in europäischen Haushalten, in der Industrie und in der Fernwärmeversorgung verbraucht werden, wobei konkret 15 Mrd. m³ Erdgas eingespart werden. Im langfristigen Kontext werden die KWK-Lösungen auch weiterhin die Verbraucherposition stärken und erhebliche Energieeinsparungen bringen und gleichzeitig immer mehr zur Widerstandsfähigkeit der Energiesysteme beitragen.

Nachstehend können Sie eine Übersetzung des offenen Briefes ins Deutsche lesen oder das Original ansehen.

 

Sehr geehrter Herr Geschäftsführender Vizepräsident Timmermans,

Sehr geehrter Herr Kommissar Simson,

Europa sieht sich mit einer beispiellosen Energiekrise konfrontiert, die die Versorgung der europäischen Industrie, KMU und der Bürger mit erschwinglicher, sicherer und sauberer Energie und Wärme gefährdet. Mehr denn je kann es sich heute Europa nicht leisten, wertvolle Energie zu verschwenden. Als leitende Vertreter großer Unternehmen und Verbände, die Schlüsselsektoren der europäischen Wirtschaft repräsentieren, fordern wir die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten auf, der effizienten Strom- und Wärmeerzeugung als Teil lokal integrierter und diversifizierter Energiesysteme den Vorrang einzuräumen.

Der Green Deal der EU legt den Schwerpunkt auf die Energieeffizienz als Hauptantrieb für einen schnelleren und kostengünstigeren Weg zur CO2-Neutralität. Der Plan „Gas sparen für einen sicheren Winter“ legt außerdem die Bedeutung von Energieeinsparungen fest, um die Energieversorgung für Europa auch in den kommenden Monaten und Jahren sicherzustellen und aufrechtzuerhalten. Trotz Förderung der Energieeffizienz wurden vermeidbare Energieverluste bei der Energieumwandlung, -übertragung und -verteilung sowie die Schlüsselrolle der Effizienz bei der Reduzierung der Verschwendung wertvoller Energie auf der Angebotsseite weitgehend vernachlässigt.

Kraft-Wärme-Kopplung ist eine zukunftsorientierte, flexible und für erneuerbare Energien geeignete Effizienzlösung, die jetzt eingesetzt werden kann, um einen kostengünstigen Übergang zu einem zunehmend elektrifizierten, erneuerbaren und widerstandsfähigen Energiesystem auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu gewährleisten:

  • Die Kraft-Wärme-Kopplung liefert bereits 12 % des Stroms und 16 % der Wärme, die in Europa in Schlüsselbranchen, Fernwärmenetzen und einzelnen Gebäuden verbraucht werden. Hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung erfüllt die ehrgeizigen EU-Standards und spart mindestens 10 % und in vielen Fällen sogar bis zu 30 % Energie im Vergleich zu weniger effizienten und umweltschädlicheren Kraftwerken und Heizkesseln. KWK-Anlagen, die in Heizwerken, Industrieanlagen und Gebäuden installiert sind, ermöglichen erhebliche Energieeinsparungen von mehr als 30 Milliarden m3 pro Jahr, von denen 15 Milliarden m3 direkt auf Erdgaseinsparungen zurückzuführen sind.
  • In allen Null-Emissions-Szenarien bis 2050 wird die Erzeugung der thermischen Energie unverzichtbar für die Bereitstellung von Strom und Wärme bezeichnet, wenn die intermittierende Wind- und Sonnenenergie nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. In solchen Fällen ist Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) die nachhaltigste Option, Verbraucher mit regelbarem Strom sowie effizienter und sicherer Wärme zu versorgen. KWK-Anlagen, die heute gebaut werden, werden auf erneuerbare Energiequellen umgestellt, da diese zunehmend verfügbar und erschwinglich werden. Die Erleichterung des optimalen Einsatzes von KWK-Kapazitäten als Bestandteil belastbarer integrierter Energiesysteme könnte Europa dabei helfen, die CO2-Emissionen kostengünstig zu reduzieren und bis 2050 Einsparungen von 4,1 bis 8,2 Milliarden Euro pro Jahr zu erzielen.
  • Obwohl die aktuelle Energiekrise die Annahmen zukünftiger Szenarien erheblich beeinflussen kann, wird die Rolle der Kraft-Wärme-Kopplung  auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen und für einige Anwendungen aufgrund ihrer Energieeffizienz und Widerstandsfähigkeit sogar noch zunehmen. Die Szenarien der Europäischen Kommission für das Jahr 2050 sehen vor, dass die Kraft-Wärme-Kopplung die Energieeffizienz in einem zunehmend diversifizierten, erneuerbaren und CO2-neutralen Energiemix optimieren wird, wobei bis zum Jahr 2050 bis zu 15 % der gesamten Stromproduktion und 64 % der Fernwärme in Blockheizkraftwerken produziert werden.
  • Der KWK-Sektor verfügt über eine starke Produktionsbasis in Europa, ist führend in der Innovation und erhöht die europäische Wettbewerbsfähigkeit durch hochmoderne Lösungen für Industrie, Fernwärme, die Wärmeversorgung von Gebäuden und KMU.

Eine umfassende Dekarbonisierung kann nur durch Kraft-Wärme-Kopplung zu niedrigsten Kosten für die Industrie, KMU und Bürger erreicht werden, die eine höhere Energieeffizienz und Integration von Energiesystemen auf lokaler Ebene ermöglicht. Um diese Vision zu verwirklichen, empfehlen wir die schnelle Umsetzung der folgenden Maßnahmen auf EU-Ebene, aber auch nationaler und lokaler Ebene:

  • Energieeffizienz zur ersten Priorität machen: Energieeinsparungen müssen in der gesamten Energiekette gefördert werden – nicht nur beim Endverbrauch, sondern auch bei der Energieumwandlung, bevor die Energie die Endverbraucher erreicht. Neben der Förderung von Wärmepumpen zur möglichst effizienten Nutzung von Strom für die Beheizung von Häusern muss die hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung gefördert werden, um die Nutzung der thermischen Energien im Mix zu maximieren, von konventionellen Quellen bis hin zu Wasserstoff, Bioenergie, Abwärme, Erdwärme, Restmüll und vielen anderen. Die Kraft-Wärme-Kopplung reduziert die Energieverschwendung erheblich und ist daher weniger effizienten, umweltschädlicheren und teureren Wärmekraftwerken und Heizkesseln vorzuziehen, die lediglich für die Wärmeerzeugung ausgelegt sind.
  • Die Installation von belastbaren und lokal integrierten Energiesysteme ermöglichen: Förderung integrierter Energiesysteme, die Kraft-Wärme-Kopplung nutzen, um Strom und Wärme sowie Gastechnik-Systeme auf lokaler Ebene in der Nähe der Endverbraucher flexibel und effizient zu verbinden. Die Kraft-Wärme-Kopplung muss als die sauberste Art und Weise der Versorgung mit zuverlässiger Energie dort, wo sie benötigt wird, anerkannt und geschätzt werden und die Integration von Strom aus erneuerbaren Energiequellen unterstützen. Die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung, die in der Fernwärmeversorgung oder in Gebäuden installiert ist, wird die wachsende Stromnachfrage (z. B. durch Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen) ergänzen und die Widerstandsfähigkeit des Systems erhöhen. Darüber hinaus kann die flexible Kraft-Wärme-Kopplung durch Wärmespeicherung und Digitalisierung ermöglichen, optimal auf Engpässe oder Überschüsse an Energie aus intermittierenden erneuerbaren Quellen zu reagieren.
  • Wettbewerbsfähige, sichere und saubere Energie für die Industrie fördern: Die Verfügbarkeit sauberer und effizienter Energiequellen ist entscheidend für den Erhalt der Industrie in Europa und für die Aufrechterhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Wichtige energieintensive Industriezweige wie die chemische Industrie, die Aluminiumoxid- und Aluminiumindustrie, die Pharmaindustrie, die Zellstoff- und Papierindustrie, die Lebensmittelindustrie, die Keramikindustrie und viele andere sind auf die Kraft-Wärme-Kopplung angewiesen, um eine kontinuierliche Versorgung mit Prozesswärme zu gewährleisten. Jede etwaige Unterbrechung dieser Prozesse könnte sich negativ auf die Produktionskette auswirken, der EU-Wirtschaft langfristig erheblichen Schaden zufügen und die Abhängigkeit der EU von Importen erhöhen. Die Energie- und Klimapolitik der EU muss daher weiterhin die effiziente Nutzung von Energiequellen durch Kraft-Wärme-Kopplung ermöglichen.

Im Zusammenhang mit den laufenden Diskussionen über Fit for 55 und REPowerEU versichern wir Ihnen, dass wir uns für einen konstruktiven Dialog mit den politischen Entscheidungsträgern der EU einsetzen und einen positiven Beitrag zur kritischen Debatte über die Zukunft der europäischen Energiesysteme leisten werden.

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